Historisches

Die therapeutische Verwendung von Musik hat eine weit in die Vergangenheit reichende Geschichte. Sowohl bei Naturvölkern als auch in den alten Hochkulturen bis hin zur griechisch-römischen Antike ist der Gebrauch von Musik in der Heilkunde bezeugt.

In der christlichen Welt fanden die tradierten Vorstellungen von der Wirkung der Musik zunächst kaum Beachtung, denn Krankheit galt als göttliche Strafe für sündhaftes Verhalten. Erst das Zeitalter der Aufklärung brachte einen grundsätzlichen Wandel, indem man sich damals bemühte, alle Naturerscheinungen nach dem Kausalitätsprinzip auf Naturgesetze zurückzuführen. Hatte man die Musik bis dahin überwiegend als Träger des Wortes in kirchlicher Funktion erfahren, so wurde sie mit der Emanzipation des Bürgertums auch zu einem Bestandteil des Lebensgenusses. Man schätzte ihre Fähigkeit, den Menschen zu erfreuen, Affekte darzustellen und vielfältige Gefühle zu erregen.

Folgerichtig wurde seit Ausgang des 17. Jahrhunderts auch die medizinische Verwendung von Musik intensiv diskutiert. Athanasius Kircher, Jesuitenpater und Universalgelehrter, erörterte in seiner „Phonurgia nova“ von 1673 ausführlich die heilsame Wirkung der Musik. In der im Jahre 1684 unter dem Namen „Neue Hall- und Tonkunst“ ins Deutsche übertragenen Fassung heißt es: „Die Nerven und musculi in dem menschlichen Leibe werden wie die Saiten eines Instruments durch die Music beweget. … Die Lebensgeister, … so in dem Herzen sich aufhalten, werden nach der Bewegung des äußerlichen Tones beweget, … daher auch ein um Sorgen abgemattetes und gleichsam welkes Gemüt sich wiederum erholet und erfrischet wird“ ([10], S. 133, 138).

aus: G. Bernatzky, H.-P. Hesse: “Musik in der Palliativmedizin” erschienen in Buch: “Schmerzbehandlung in der Palliativmedizin.”, Springer-Verlag WienNewYork, ISBN: 3-211-25289-4; 3. Aufl. 2013 (263 Seiten).